Psychotherapie
Biofeedback bei Migräne und Clusterkopfschmerzen
Psychologische & soziale Faktoren bei Migräne & Kopfschmerzen
Neue Erkenntnisse zu Migräne-Trigger
Über den Stellenwert und neue Erkenntnisse zu Migräne-Triggern informiert Dr. Timo Klan vom Psychologischen Institut, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Mainz.
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Psychische Belastungen oder Störungen treten häufig in Zusammenhang mit unterschiedlichen Kopfschmerzerkrankungen auf oder sind die Folge lange bestehender chronischer Kopfschmerzen. Es zeigt sich immer wieder, dass psychologische Faktoren eine nicht zu unterschätzende Rolle sowohl bei der Entstehung, als auch bei der Aufrechterhaltung von Kopfschmerzen spielen.
Um herauszufinden, ob eine psychische Störung vorliegt und ob, bzw. wie diese die Kopfschmerzen beeinflusst, bedarf es eines ausführlichen Gesprächs mit den Betroffenen. Eine entsprechende Diagnose kann durch einen Psychologen, einen psychologischen Psychotherapeuten oder einen Psychiater erfolgen.
Bei Menschen, die unter Migräne oder Kopfschmerzen vom Spannungstyp leiden, treten neben hohem Stress- und Belastungserleben am häufigsten psychische Störungen wie Angststörungen und Depressionen auf. Letztere zeigen sich in überwiegend gedrückter Stimmung einhergehend mit Freud- und Interessenlosigkeit, Antriebsminderung oder schneller Erschöpfbarkeit, Schlaf-, Konzentrations- und Merkfähigkeitseinbußen, Verlust von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, unbegründeten Selbstvorwürfen oder Schuldgefühlen, Gedanken an den Tod, innerer Unruhe oder Appetitveränderung.
Bei Angststörungen werden verschieden Formen unterschieden. Das können Ängste vor bestimmten Situationen sein, z.B. Orte, an denen ein Weggehen erschwert, unmöglich oder beschämend wäre (z.B. Menschenmengen, Verkehrsmittel), oder davor alleine unterwegs zu sein, oder auch Angst vor sozialen Situationen (z.B. vor Aufmerksamkeit anderer, oder sich peinlich zu benehmen). Ängste können sich auch auf spezifische Objekte beziehen (z.B. Tiere, Spritzen) oder auf bestimmte Orte (z.B. Fahrstühle). Eine weitere Form der Angststörungen ist die sogenannte Panikstörung, die sich in körperlichen Symptomen (u.a. Hyperventilation, Enge in der Brust mit Atembeschwerden, Herzrasen oder -stolpern, Zittern, Schwitzen, Missempfindungen, Übelkeit) und psychischen Symptomen (Gefühl von Unsicherheit, Schwäche, Benommenheit oder Angst vor Kontrollverlust/ zu sterben) äußert. Solche Panikattacken können ohne ersichtlichen Grund oder in bedrohlichen Situationen auftreten, gerade Migränepatienten leiden häufig darunter. Neben Depressionen und Ängsten können auch weitere psychische Störungen eine Rolle spielen. Sollte in Zusammenhang mit einer Kopfschmerzerkrankung eine psychische Störung vorliegen, dann besteht eine dringende Notwendigkeit diese mit zu beachten und entsprechend auch zu behandeln.
Wo genau setzt die Therapie in Zusammenhang mit der Kopfschmerzbehandlung an? Neben Stressbewältigung spielen hierbei Themen wie der Umgang mit chronischen Schmerzen, Krankheitsakzeptanz und Umgang mit der Erkrankung im Alltag eine große Rolle. Ansonsten sollte das Symptombild einer psychischen Störung eingehend therapiert werden.
Eine psychotherapeutische Behandlung ist dann sinnvoll, wenn:
- Ausdauersport und Entspannungsverfahren alleine nicht den gewünschten Erfolg bringen
- Keine günstige Stressbewältigung gelingt
- Seelische oder soziale Belastungen erkennbar sind
- Das Schmerzausmaß gar nicht oder nicht rein körperlich erklärbar ist
- Die Schmerzen länger als 3 bis 6 Monate bestehen
- Eine psychische Störung vorliegt
Im klinischen Setting werden gezielt Einzeltherapien und Gruppentherapien zur Schmerz- und Stressbewältigung angeboten. Ambulant gibt es die Möglichkeit über den Hausarzt oder die jeweilige Psychotherapeutenkammer des Bundeslandes Adressen von psychologischen Psychotherapeuten zu erhalten.