Medikamentöse Therapie
Bei der medikamentösen Behandlung von Kopfschmerzen werden die Akuttherapie und die vorbeugende Behandlung (Prophylaxe) unterschieden.
Die Akutbehandlung hat das Ziel, dann wenn mit nichtmedikamentösen Maßnahmen Kopfschmerzen nicht zu lindern sind, eine rasche und effektive Schmerzlinderung sowie eine Beseitigung der Begleitsymptome zu erreichen. Die Auswahl der Akutmedikation orientiert sich am Krankheitsbild und am Ausmaß der Beschwerden. Für leichte Attacken eines Kopfschmerzes vom Spannungstyp ist häufig Pfefferminzöl ausreichend, Kühlen kann sowohl bei der Migräne als auch beim Spannungskopfschmerz hilfreich sein. Zu Eisabreibungen werden die Patienten bei uns angeleitet, andere Patienten profitieren eher von Wärme, auch die Möglichkeit der Wärmebehandlung kann mit den Patienten ausgetestet werden. Besteht zusätzlich wie bei der Migräne Übelkeit, wird diese ergänzend behandelt.
Zur Akuttherapie der Migräneattacken können Schmerzmittel (Analgetika) zum Einsatz kommen, bewährt haben sich hier Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, die Kombination aus Ibuprofen, Acetylsalicylsäure und Coffein oder auch Paracetamol. Sind diese Analgetika nicht ausreichend wirksam, können spezifische Migränemittel (Triptane) eingesetzt werden. Triptane wirken gezielt in den Ablauf des Migräneanfalls ein. Zur Verfügung stehen Triptane mit raschem und starkem Wirkeintritt sowie Triptane mit etwas langsameren Wirkeintritt und längerer Wirkdauer. Für sehr schwere Attacken stehen außerdem Triptan-Nasenspray und Triptan-Injektionen zur Verfügung. Während des stationären Aufenthaltes wird nach einer sorgfältigen Analyse der Symptomatik ein Medikament ausgewählt, bei unzureichender Wirkung oder Auftreten von Nebenwirkungen wird orientiert am klinischen Bild gewechselt.
Zur Akuttherapie des Clusterkopfschmerzes wird Sauerstoff über eine geschlossene Mund-Nasen-Maske eingeatmet. Sauerstoff steht Clusterkopfschmerzpatienten direkt am Patientenbett zur Verfügung, sodass die häufig nächtlich auftretenden Attacken sofort effektiv behandelt werden können. Wenn Sauerstoff alleine nicht ausreichend wirksam ist, kommen auch beim Clusterkopfschmerz Triptane als Nasenspray oder Subkutaninjektionen zum Einsatz, zur Anwendung von Sauerstoff und Triptanen werden die Patienten angeleitet.
Die prophylaktische Behandlung mit Medikamenten hat das Ziel, die Attackenschwere, die Attackendauer und die Attackenhäufigkeit bei unterschiedlichsten Kopfschmerzen zu reduzieren. Die Auswahl erfolgt auch hier nach der Kopfschmerzdiagnose. So kommen beim Spannungskopfschmerz, wenn eine medikamentöse Therapie notwendig wird, häufig trizyklische Antidepressiva zum Einsatz.
Bei der Migräne kommen Betablocker, Medikamente aus der Epilepsiebehandlung (Antikonvulsiva), Kalziumantagonisten, Botulinumtoxin oder auch die monoklonalen Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor zum Einsatz. Die Auswahl erfolgt hier ebenfalls nach Schweregrad und bisheriger Vorbehandlung. Die Patienten werden umfangreich über die korrekte Einnahme und Dosierung informiert. Hierzu finden wöchentliche Patientenvorträge in der Klinik statt, individuelle Fragen werden dann im ärztlichen Gespräch erörtert. Die prophylaktische Behandlung des Clusterkopfschmerzes erfolgt in der Regel mit Verapamil oder Lithium, eine ganze Reihe weiterer Medikamente kann in ausgewählten Fällen zum Einsatz kommen.
Weiterhin stehen Nervenstimulationsverfahren, wie die Supraorbitalisstimulation (Cefaly), zur Verfügung.
Ziel ist es, für die Patienten, die eine medikamentöse Prophylaxe benötigen, eine gut verträgliche und wirksame Medikation zu finden.